(November 2020)
10 Gründe, wie und warum Minimlismus glücklich macht.
Gastbeitrag für www.sharely.ch
Wenn ich meinem Umfeld von meinen Aufräum- und Verkaufsaktionen erzähle oder den Begriff „Minimalismus“ erwähne, höre ich oft Sätze wie „Minimalisten, das sind doch die mit den kahlen, lieblosen Wohnungen.“ oder „Willst du etwa auch nur noch 100 Dinge besitzen?“. Hier merkt man, welche Vorurteile Hardcore-Minimalisten in der Gesellschaft erzeugt haben. Eines vorweg: Minimalismus heisst nicht, alles loswerden zu wollen, um in einer leeren Wohnung Däumchen zu drehen. Warum aber weniger Besitztum glücklich machen kann, erfährst du in diesem Gastbeitrag, den ich für die Aus- und Verleihplattform www.sharely.ch geschrieben habe.
Der Duden beschreibt den Begriff „Minimalismus“ mit den folgenden Worten: bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste. Wenn man nun Leute fragt, was für sie „das Nötigste“ ist, fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus. Für die Einen reicht ein Laptop, ein paar gleichfarbige Kleidungsstücke und helle Möbel, um unbeschwert und kreativ zu sein. Andere brauchen etwas mehr oder aber Gegenstände mit emotionalem Wert. In jedem Fall gibt es gute Gründe, das Besitztum zu reduzieren und minimalistischer zu leben.
Grund #1 und der Grundstein: mehr Ordnung
Wer weniger Gegenstände besitzt, kann weniger schnell Chaos stiften. Darum lohnt es sich, jeden Raum mitsamt den Schränken, Schubladen und Ordnern einmal gründlich auszumisten. Als Entscheidungshilfe kannst du dir anhand von Beispielen folgende Fragen stellen:
- Passt mir die Hose noch? Oder nehme ich mir seit 2 Jahren vor, irgendwann einmal reinzupassen? „Irgendwann“ ist kein festes Ziel und trübt nur die Stimmung. Also weg damit.
- Gehört der Tragekorb für Wäsche ins Badezimmer oder könnte ich ihn ins Reduit stellen? Ein Raumwechsel kann viel bewirken und Routinearbeiten beschleunigen.
- Besitze ich eine 10-jährige Sammlung leerer Verpackungen und ungelesener Bedienungsanleitungen? Wenn es sich nicht gerade um ein Sammlerstück handelt, ist die Verpackung egal und die Bedienungsanleitung finde ich auch im Internet. Ansonsten hilft ein Aktenordner mit gesammelten Anleitungen und Kaufbelegen.
- Ich besitze doch schon zwei Sparschäler. Brauche ich in meinem Single-Haushalt wirklich zwei weitere? Überdenke die Anzahl.
- Wie oft benutze ich das platzraubende Fondue-Set? Wenn überhaupt, nur einmal im Jahr? Dann könnte ich meines auch verkaufen und notfalls eines ausleihen, zum Beispiel bei Freunden oder auf www.sharely.ch.
- Liessen sich die Dokumente gewisser Ordner auch digitalisiert aufbewahren? Darüber kann ich mich im Internet schlaumachen.
- Verbinde ich mit der Porzellanvase gute Erinnerungen und Gefühle? Wenn nicht, bitte aussortieren. Ich behalte nur das, was mich glücklich macht.
- Mag ich die geschenkt bekommene Teetasse oder hätte jemand anderes mehr Freude daran? Ich muss nicht alles behalten, nur weil ich es geschenkt bekommen habe. Der Schenkende wird sich in den seltensten Fällen nach seinem Geschenk erkundigen und wenn doch, dann kann ich einfach sagen, dass jemand anderes viel Freude daran hatte und ich es deshalb weitergegeben habe.
Für die aussortierten, gut erhaltenen Dinge gibt es verschiedene Möglichkeiten für ein neues Zuhause: Familie, Freunde, Verkaufsplattformen, Brockenstuben, Flohmärkte, Second-hand-Shops, Kleidersammlung, Bibliotheken. Wenn niemand mehr Interesse daran hat oder ein Defekt besteht, bleibt nur noch eines: in den Abfall damit.
Wenn du nicht weisst, wo du anfangen sollst oder Schwierigkeiten hast, dich von Dingen zu trennen, kann ich dir als zertifizierter Ordnungs-Coach helfen.
Grund #2: mehr Platz
Bestenfalls konntest du nach dem Aufräumen und Aussortieren sogar ein paar unnütz gewordene Möbel entsorgen und damit deine Räume optisch vergrössern. Deine Wohnungs-Trampelpfade gleichen nicht mehr einem Hindernisparcours und du schaffst Platz für deine Hobbys und Lieblingsmenschen. Aber Vorsicht: Vielleicht brauchst du zu Beginn etwas Zeit, um dich an den neuen Zustand der Leere zu gewöhnen. Denn wir Menschen neigen dazu Leere füllen zu wollen. Die Angst vor der Leere nennt man übrigens auch „Horror Vacui“. Fülle dein Leben mit schönen Erlebnissen, statt mit Gegenständen.
Grund #3: mehr Geld
Du weisst jetzt, was du alles besitzt, beziehungsweise nicht besitzt. So lassen sich Doppelkäufe vermeiden. Hinterfrage vor jedem Kauf den Nutzen und die Dringlichkeit. Wenn du es zudem schaffst, Schnäppchenangeboten und Frustkäufen zu widerstehen, ersparst du dir Ärger, schlechtes Gewissen und Geld. Übrigens sparst du Spritgeld, wenn du mit deinem Auto nicht ständig Krempel durch die Gegend spazieren fährst.
Grund #4: mehr Sicherheit
Weil du immer genau weisst, was wo liegt, schaffst du dir Sicherheit. Wenn etwas einmal nicht an seinem Platz liegt, brauchst du gedanklich nur zur letzten Verwendung zurückzukehren und schon weisst du, wo du fündig wirst. Falls dich jemand nach einem Gegenstand fragt, übst du selbstgewusst genau einen Handgriff aus.
Grund #5: mehr Sauberkeit
Eine aufgeräumte Wohnung sieht automatisch reinlicher aus. Aber natürlich steigert es auch die Putz-Motivation, wenn du nicht zuerst 100 Dinge aus dem Weg räumen musst, was wiederum ...
Grund #6: mehr Zeit
... einiges an Zeit spart. Und da nun jeder einzelne Gegenstand seinen festen Platz bekommen hat, verstaust du nach der Benutzung alles wieder dort, wo es hingehört. So sieht es in Sekundenschnelle wieder aufgeräumt aus und du verschwendest keine Zeit mehr mit Suchaktionen.
Grund #7: bessere soziale Kontakte
Wer lernt, sich von Gegenständen zu lösen, kann sich mit der Zeit auch besser von negativen Menschen lösen. Das ist wichtig für das eigene Wohlbefinden und für ein intaktes, soziales Umfeld. Da du mit einem aufgeräumten Zuhause auch mehr Zeit hast, kannst du dich intensiver um Familie und Freunde kümmern. Ein weiterer positiver Nebeneffekt besteht darin, dass du mit einer ordentlichen Wohnung jederzeit spontanen Besuch empfangen kannst, da du dich nicht mehr für das Chaos schämen brauchst.
Grund #8: bessere Vorsorge
Sagt dir der Begriff „Death Cleaning“ etwas? Die „Todes-Reinigung“ ist ein Appell zu einem „Leben im Hier & Jetzt“: Besinne dich darauf, was dir wirklich wichtig ist und löse dich von allem anderen. Das erleichtert nicht nur dir das Leben, sondern auch deinem engsten Umfeld. Denn sollte dir etwas zustossen, hinterlässt du nicht einen Berg an Material, dafür aber griffbereite Unterlagen, schöne Erinnerungen, Dankbarkeit, Leichtigkeit und Zeit zum Trauern. „Death Cleaning“ mag sich im ersten Moment makaber anhören, aber es hilft beim reflektierten Aussortieren.
Grund #9: bessere Gesundheit
Wer im Haushalt auf weniger, dafür ökologische Wasch- und Putzmittel setzt, tut sich selbst und der Umwelt etwas Gutes. Waschmittel lässt sich beispielsweise ganz einfach aus Kernseife, Waschsoda und Wasser herstellen. Wer den blumigen Duft braucht, träufelt noch etwas ätherisches Öl hinzu. Den handelsüblichen Weichspüler ersetzt man mit Tafelessig. Das wirkt im ersten Moment vielleicht etwas befremdlich, aber der Essig löst die Kalkablagerungen in der Wäsche und macht sie dadurch geschmeidiger und farbintensiver. Zudem hilft er gegen Schweissflecken und wirkt desinfizierend. Der saure Geruch des Essigs verschwindet während des Trockenvorgangs und es bleibt ein neutraler Wäschegeruch zurück.
Das Credo „weniger ist mehr“ betrifft auch die Körperpflege. Der Körper muss bei normaler Tätigkeit nicht jeden Tag mit Seife gewaschen werden. Tägliches Duschen kann sogar die Hautbarriere zerstören und sie anfälliger für Keime und Krankheiten machen. Wer also nicht gerade im Stall oder im Spitzensport tätig ist, kann auch mal nur die Achseln mit Seife einschäumen und den Rest mit Wasser abduschen oder die gute alte Katzenwäsche ausüben.
Grund #10: ganz viel Glück
Wenn sich die vorherigen neun Gründe in deinem Alltag und in deinem Kopf summieren, wirst du Glück und Dankbarkeit empfinden. Denn du schaffst dir Freiheiten und erkennst die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Wie der Schriftsteller André Gide schon sagte: „Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“
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