HAPPY NEW YEAR! Seit meinem letzten Blogbeitrag ist nun eine Weile vergangen und auch um Erdfairliebe war es ruhig geworden. Schuld daran waren mehrere Umstände, die ich im folgenden Text näher erklären werde. So viel sei vorab gesagt: Ich bin sehr froh, dass das Jahr 2022 abgeschlossen ist.
Da es für mich bisher noch nicht möglich war, mit Erdfairliebe meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, begann ich im April 2021 Teilzeit für das Reformhaus am Bahnhof Bern (vormals Egli Bio) zu arbeiten. Mir gefiel meine Arbeit. Der tägliche Austausch mit einer schlauen und überdurchschnittlich bewusst ernährten Kundschaft. Menschen aufklären über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Klima(-krise), Allergien und Zubereitungsarten. Über vegane Rezepte fachsimpeln. Älteren Frauen Tipps geben, was sie ihrem veganen Großkind zum Kaffeekränzchen mitbringen können. Über Nährstoffe aufklären und vieles mehr. Ich ging wirklich gerne zur Arbeit, auch wenn die Arbeitstage im Verkauf (und vor allem am Bahnhof) sehr ermüdend sein konnten. Aber ich lernte unglaublich tolle Menschen kennen, die die gleichen ethischen Ansichten wie ich teilen, und mein Wissen über Reformprodukte vertiefte sich rasant.
Im Herbst 2022 wurde ich zur Bestands- und Bestell-Verantwortlichen befördert und arbeitete somit zu anderen Uhrzeiten (weniger Spätschichten) und erhielt mehr Verantwortung. Das war zwar schön und ich hatte mehr Freiheiten, was die Sortimentsgestaltung betrifft, aber ich war an meinen freien Tagen auch froh um Ruhe und hatte kaum noch Elan, mich um meine Selbständigkeit/mein Herzensprojekt Erdfairliebe zu kümmern.
Mitte Dezember trudelten die ersten schlechten Nachrichten in unserer Filiale ein: Wegen Liquiditätsproblemen durften wir bei unserem Hauptlieferanten keine Bestellungen mehr tätigen. Nach wenigen Tagen das gleiche Problem mit zwei weiteren, großen Lieferanten. Und das bei unserem hohen Warenumschlag und mitten im Weihnachtsgeschäft – welch eine Katastrophe! Zudem durften wir unseren Kunden aus rechtlichen Gründen und weil noch der Bescheid eines möglichen Investors im Raum stand, nicht die Wahrheit sagen, nämlich dass es sehr schlecht um das Reformhaus steht.
Wenige Tage vor Weihnachten erhielt ich, zusätzlich zu einer erschütternden, privaten Nachricht, den Bescheid, dass es mit dem potenziellen Investor zu keiner Einigung kam und das Reformhaus somit zum 3. Januar Konkurs anmelden wird. Der Schock saß tief, zumal wir alle bis zum Schluss noch Hoffnung hegten.
Am 3. Januar, dem letzten Verkaufstag, durften wir der Kundschaft endlich die Wahrheit erzählen und folgende Medienmitteilung ging raus: https://reformhaus.ch/content/home/index_ger.html
❤ Mir tut es leid für mich und die weiteren, schweizweit fast 300 Mitarbeitenden, die jetzt plötzlich ohne Arbeit dastehen.
❤ Mir tut es leid für unsere treue und coole Kundschaft, die bei uns immer ihre Lieblingsprodukte fand.
❤ Mir tut es leid für die Lieferanten, die teilweise ihren größten Abnehmer verlieren und somit vor großen finanziellen Schwierigkeiten stehen.
❤ Mir tut es leid für die Reformhaus-Geschäftsleitung, die bis zum Schluss modernisiert und gekämpft hat.
❤ Mir tut es leid um den 1A Standort, an dem wir gesunde Lebensmittel verkaufen konnten.
❤ Mir tut es leid um die qualitativ hochwertigen Lebensmittel, die nun für die Konkursmasse wahrscheinlich zu Spottpreisen verscherbelt werden.
❤ Mir tut es leid für die Bio- und Reformprodukt-Branche.
Wie geht es jetzt mit Erdfairliebe weiter?
Da ich Anfang dieses Jahres in einigen Bereichen bei 0 anfangen muss, nehme ich die Situation als Chance für eine Auszeit, in der ich mich einfach mal um mich und meine mentale Gesundheit kümmere.
Im Januar erhole ich mich von den mentalen Strapazen der letzten Wochen und genieße meine letzten Wochen in meiner wunderbaren 2er-WG in Bern.
Im Februar werde ich einige Workshops veranstalten (Infos & Daten dazu folgen in Kürze) und auch für Ordnungs-Coachings zur Verfügung stehen.
Spätestens ab März begebe ich mich für ungefähr drei Monate auf eine kleine Reise durch Südeuropa und zu mir selbst. Darauf bereite ich mich bereits intensiv vor (Ahora estoy aprendiendo español.) und Ziel ist es, mir während dieser Reise darüber bewusst zu werden, wo es für mich beruflich weitergehen soll. Denn ich brauche Arbeit mit Sinn, Nachhaltigkeit und Struktur. Und Erdfairliebe muss auf jeden Fall als Herzensprojekt weiterlaufen dürfen.
Wenn du also Interesse an einem Workshop oder an einem Ordnungs-Coaching im Februar hast (oder du mir ab Juni einen Hauptjob anbieten kannst, der gut zu mir passt 😇), dann melde dich gerne bei mir.
Ordentliche Grüße 🧡
Corinne
